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Ferkel füttern

Absetzprodukte, Ferkelmilch und Starterfutter

Was man Ferkeln am besten füttert und wann, sind wichtige Fragen für jeden Schweineproduzenten. Die Produktion von Kolostrum und Sauenmilch ist entscheidend, um den Ernährungsbedarf der Ferkel zu decken. Milchaustauscher können Sauenmilch ergänzen oder ersetzen.

Kolostrum in den ersten 24 Stunden

Für ein Ferkel und seine weitere Entwicklung ist es wichtig, in den ersten 24 Stunden nach der Geburt mindestens 250-300 g Kolostrum aufzunehmen. Ferkel werden ohne funktionierendes bzw. nicht voll entwickeltes Immunsystem geboren. Sie erhalten die ersten Antikörper aus dem Kolostrum ihrer Mutter, dieses ist für ein gutes Immunsystem von höchster Bedeutung

Ein Ferkel, das kurz nach der Geburt nicht genügend Kolostrum bzw. Kolostrum schlechter Qualität erhält, hat nur sehr begrenzte Überlebenschancen (Abb. 1, Quesnel et al., 2012).

Abb. 1: Mortalitätsrate (%) von Ferkeln, die unterschiedliche Mengen an Kolostrum erhalten
Abb. 1: Mortalitätsrate (%) von Ferkeln, die unterschiedliche Mengen an Kolostrum erhalten

Sauenmilch

Bei der Milchversorgung ist die Sau der wichtigste Faktor. Sauenmilch ist das beste Futter für junge Ferkel. Die Unterstützung der Sauen vor und nach der Laktation bei der Erzeugung großer Milchmengen zur Versorgung der Ferkel ist einer der wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Ferkelentwicklung.

Mit Würfen von bis zu 18 lebend geborenen Ferkeln kann es sein, dass selbst eine hochleistende, produktive Sau Schwierigkeiten hat, all ihren Ferkeln genügend Milch zu liefern. Eine zusätzliche Herausforderung bei großen Würfen ist der hohe Anteil an Ferkeln, die bei der Geburt nur 1 bis 1,4 kg oder weniger wiegen (Abb. 2, Quesnel et al., 2008).

Diese Ferkel haben oft Probleme sich gegen größere Ferkel durchzusetzen, um an die Zitzen und  die Milch der Sau zu gelangen und sind daher auf einen Milchaustauscher angewiesen. Solche Ferkel profitiert am meisten von der zusätzlichen Fütterung neben der Sau. Ein intensives Fütterungsprogramm, das an die Bedürfnisse der Kleinstferkel angepasst ist, ermöglicht es auch den schwachen Ferkeln gute Absetzgewichte zu erreichen.

Abbildung 2. Verteilung der geborenen Ferkel in vier Gewichtsklassen nach Wurfgröße
Abbildung 2. Verteilung der geborenen Ferkel in vier Gewichtsklassen nach Wurfgröße

Ferkelmilch

Ein Milchaustauscher für Ferkel ist eine gute Lösung, um Ferkel mit zusätzlichen Nährstoffen und Energie zu versorgen (siehe Kommentar 1) wenn die Sauenmilchversorgung nicht ausreicht. Es gibt verschiedene Möglichkeiten den Ferkeln den Milchaustauscher vorzulegen

  • In einer Schale neben der Sau, die 2-3 mal am Tag neu befüllt wird
  • Automatische Cup-Systeme
  • Flüssigfütterungs-Systeme

Die beiden letztgenannten Systeme können direkt in der Abferkelbox installiert werden. Wenn eine Gruppe von Ferkeln von der Sau getrennt und in einem Rescue-Deck aufgezogen wird, lassen sich solche Systeme leicht umsetzen.

Milchersatzzutaten

Die Inhaltsstoffe eines Milchaustauschers für Ferkel müssen von sehr hoher Qualität sein, da wir Jungtiere füttern, deren Verdauungssystem in den ersten Lebenswochen nur Milch verdauen kann.

Übliche Inhaltsstoffe in Schweinemilchersatzprodukten sind:

  • Molkepulver
  • Laktose
  • Kokosnussöl
  • Sojaproteinkonzentrat
  • Sprühgetrocknetes Plasmaprotein

Eine hohe Menge an Milchbestandteilen wie Molkepulver ist in solchen Produkten unvermeidlich. Laktose ist das einzige Kohlenhydrat, das ein Ferkel in den ersten 2-3 Lebenswochen verdauen kann

Die weiteren verwendeten Komponenten müssen für Ferkel gut verdaulich und für den Darm gut verträglich sein, wie beispielsweise Kokosöl. Hochverdauliche Proteinquellen wie Sojaproteinkonzentrat oder sprühgetrocknetes Plasmaprotein sind  gute Proteinquellen für Ferkel.

Sprühgetrocknetes Plasmaprotein hat sehr gute Auswirkungen auf die Ferkelentwicklung und eine erhöhte Futteraufnahme gezeigt (Campell et al., 2010).

Der Schwerpunkt beim Milchaustauscher liegt auf der Entwicklung eines gesunden Darms und des Immunsystems der Ferkel. Die Ferkel sollten durch das frühe Anfüttern mit Milch/Prestarter gut für das Absetzen vorbereitet werden, denn dadurch beginnt sich der Darm bereits auf das Fressen von festem Futter mit pflanzlichen Anteilen umzustellen. 

Starterfutter

Der Nährstoffbedarf ändert sich in den ersten 6 Lebenswochen schnell. Die Qualität und Auswahl der Rohstoffe von Prestartern sind entscheidend.

Die Komponenten müssen gut verdaulich sein, ebenso muss die Nährstoff- und Energiekonzentration im Starterfutter hoch sein. Die Inhaltsstoffe müssen frei von Verunreinigungen durch Bakterien, Mykotoxine usw. sein.

Die Verwendung von 2-3 Starterfuttermitteln, angefangen beim "Anlernfutter" bis hin zum Starterfutter für entwöhnte Ferkel (je nach System), hat sich bewährt, um die Tiere bestmöglich zu unterstützen.

Definition

Eine klare Definition eines Starterfutters gibt es nicht. Starterfutter können alle Futtermittel sein, die die Ferkel neben der Sau bzw. während dem Absetzen unterstützen und ihnen einen guten Start ermöglichen.

Die zwei Haupttypen von Starterfutter sind:

  1. Futter zum Fressen lernen neben der Sau
  2. Futter für abgesetzte Ferkel

Prestarter

Durch das Anbieten von Prestarter in der ersten Lebenswoche neben der Sau lernen die Ferkel festes Futter zu fressen. Die Futteraufnahme ist in den ersten zwei Lebenswochen sehr gering, da die Sauenmilch den größten Teil der Ernährung ausmacht.

Physiologisch sind Ferkel noch nicht bereit, festes Futter zu verdauen. Allerdings machen schon kleine Mengen aufgenommenen Futters einen Unterschied: Ferkel lernen, dass es mehr zu fressen gibt als Milch. Der Verdauungstrakt wird angeregt, die "ungewohnten" Materialien zu verdauen, indem er die Produktion der notwendigen Enzyme auslöst.

Ab Woche 3 steigt die Aufnahme von Starterfutter stetig an. Aufgrund des unliniaren Wachstumspotenzials in dieser Phase und der rückläufigen Milchproduktion der Sau kann eine zusätzliche Fütterung die notwendigen Nährstoffe liefern, um das Ferkelwachstum zu steigern.

Dennoch sollten die Erwartungen an die Gewichtszunahme nicht zu hoch sein. Der wichtigste Aspekt in dieser Phase ist die Vorbereitung des Verdauungssystems auf das Absetzen und die Aufnahme von Futtermitteln, die hauptsächlich pflanzliche Inhaltsstoffe enthalten.

Die richtige Vorbereitung des Verdauungssystems bietet die Möglichkeit eines reibungslosen Übergangs von milchbetonter Fütterung durch sie Sau zu pflanzenbetonter Fütterung innerhalb weniger Tage. Ein reibungsloser Übergang hat zwei Vorteile: erstens behalten die Ferkel eine gute Futteraufnahme bei, zweitens kann ein vorbereitetes Verdauungssystem das feste Futter effektiver verdauen (Abb. 3, Bruinix et al., 2002, 2004).

Futter für abgesetzte Ferkel

In der Natur entwöhnen Sauen Ferkel allmählich über 12 Wochen. In gegenwärtigen Produktionssystemen werden Ferkel bereits zwischen dem 21. und 28. Lebenstag abgesetzt. In diesem Alter sind Ferkel sehr anfällig, da weder das Immunsystem noch das Verdauungssystem voll entwickelt ist.

Das Absetzen ist ein stressiger Prozess für Ferkel, da sie von ihrer Mutter getrennt und in einen neuen Stall mit neuer Fütterungstechnik/neuem Futter sowie neuem Klima gebracht und mit Ferkeln aus anderen Würfen gemischt werden. 

Zusätzlicher Stress entsteht durch den Verlust ihrer Hauptnahrungsquelle, der Sauenmilch, von einem Tag zum nächsten, wodurch sie gezwungen sind festes Futter mit einer ganz anderen Zusammensetzung als Sauenmilch aufzunehmen. Je älter das Ferkel ist und je länger es bereits durch Prestarterfütterung vorbereitet wurde, desto stabiler ist es und desto besser bewältigt es diese Herausforderungen.

Nach dem Absetzen ist die Aufrechterhaltung der Futteraufnahme der wichtigste Faktor.

Eine stabile Futteraufnahme nach dem Absetzen vermeidet, dass hungernde Ferkel nach einigen Tagen zu viel fressen und ihren Darm mit Futter "überladen". Krankheitserreger im Darm ernähren und vermehren sich von den unverdauten Nährstoffen. Dies führt häufig zu Ödemen im Flatdeck.

Darüber hinaus haben mehrere Studien gezeigt, dass Ferkel, die unmittelbar nach dem Absetzen eine gute Wachstumsleistung aufweisen bis zum Schlachten bessere Leistungen zeigen.

Die beste Maßnahme, um die Futteraufnahme nach dem Absetzen aufrecht zu erhalten ist die rechtzeitige Vorbereitung. Die Ferkel wissen bereits, wie man frisst und der Darm kann das feste Futter effektiver verdauen. Trotzdem entwickelt sich der Darm weiter und braucht Unterstützung, um die stressige Entwöhnungsphase zu überwinden. Futtermittel für abgesetzte Ferkel müssen daher ebenfalls hohe Qualitätsstandards erfüllen.

Einfluss der Ferkelentwicklung auf die Mastleistung bei Schweinen (Biomin Research, 2007):

Tägliche Gewichtszunahme Tag 0-14 nach dem Absetzen:

<200 g

200 - 250 g

250 bis 300 g

> 300 g

Anzahl der Ferkel pro Gruppe

59

58

52

58

 

 

 

 

 

Tägliche Gewichtszunahme (g) während ...

Säugezeit

218

225

229

225

Aufzucht (12-30 kg)

476

574

571

649

Mast (30-110 kg)

778

821

866

863

Zusammensetzung des Absetzfutters

Absetzfuttermittel sollten weiterhin Milchprodukte (Molkepulver, Laktose) enthalten, jedoch mit geringeren Mengen als Prestarter. Besonders wichtig ist die Versorgung mit hochwertigen Proteinquellen wie Sojaproteinkonzentrat oder Kartoffeleiweiß, wobei gleichzeitig kleine Mengen weniger verdaulicher Proteinquellen eingeführt werden.

In der Absetzphase werden Ballaststoffe zu einem wichtigen Bestandteil der Ernährung. Faserquellen, die nicht oder nur wenig verdaulich sind (z. B. Lignocellulose), können zur Stabilisierung des Darms beitragen, die Darmentwicklung unterstützen und zu einer schnellen Darmpassage beitragen. So haben Krankheitserreger keine Zeit sich an die Darmflora anzuheften.

Um den Darm zu stabilisieren und die Darmentwicklung zu unterstützen, sollten Absetzfuttermittel die folgenden Futterzusätze enthalten:

  • Enzyme. Nicht-Stärke-Polysaccharide (NSP) spaltende Enzyme verringern die Viskosität und erhöhen die Verfügbarkeit von Nährstoffen in der Darmflora. Phytase baut die Phytinsäurekomplexe ab und erhöht die Verfügbarkeit von Phosphor und anderen Nährstoffen.
  • Säuerungsmittel oder organische SäurenDiese helfen den pH-Wert im Magen zu senken, wodurch die Bakterienbelastung der Darmflora verringert und die Futterverwertung verbessert werden kann.
  • Probiotika. "Gute" Bakterien stabilisieren die Darmmikrobiota, indem sie pathogene ("negative") Bakterien verdrängen. 
  • Phytogene Futtermittelzusatzstoffe oder PflanzenstoffeDiese bestehen aus pflanzlichen Substanzen, z.B. ätherischen Ölen und haben eine Vielzahl unterschiedlicher Funktionen (Erhöhung der Futteraufnahme, Erhöhung der Proteinverdaulichkeit, Bekämpfung von Krankheitserregern usw.)
  • ToxinbinderMykotoxine und Endotoxine können sich nachteilig auf die Gesundheit und die Entwicklung von Ferkeln auswirken. Das Vermeiden dieser Stressfaktoren trägt wesentlich dazu bei, dass die Ferkel in dieser gefährdeten Phase gesund bleiben.

Fütterungsprogramm für Ferkel

Das Ferkelfütterungsprogramm Biomin® NURIline bietet einen Milchaustauscher und mehrere hochwertige Prestarter und Absetzfutter, die sich auf die Erhaltung der Darmgesundheit konzentrieren und die Futteraufnahme der Ferkel unterstützen, um langfristig eine hohe Leistung zu erzielen. Die hochwertige Biomin® NURIline-Produktpalette kann mit Biomin® Spezialitäten kombiniert werden, um den individuellen Bedürfnissen von Ferkeln gerecht zu werden und bietet maßgeschneiderte Lösungen für Ihren Betrieb.

Verweise

Quesnel et al., 2012

Quesnel et al., 2008

Campell et al., 2010

Bruinix et al., 2002, 2004